Frühjahrsseminar 2023

Veröffentlicht am 08.05.2023 in Allgemein

Am Gebäude des ehemaligen Volkshauses der Sozialdemokratischen Partei wurde 2008 unter Beteiligung der Seliger-Gemeinde eine Gedenktafel angebracht. Darauf ist in tschechischer und deutscher Sprache zu lesen: „In diesem Haus war in den 30er Jahren der Sitz der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Ihre Mitglieder setzten sich 1938 entschieden für die Verteidigung der Tschechoslowakischen Republik ein.“ – hier trafen 2023 sich u.a. (v.l.) Lubomír Zaorálek (Vorsitzender der Demokratischen Masaryk-Akademie), Libor Roucek MdEP a.D., Matthias Dornhuber (stellvertretender Vorsitzender der BayernSPD), Helena Päßler (Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde), Patrik Eichler (Direktor der Demokratischen Masaryk-Akademie), Daniela Ostrá (stellv. Vorsitzende der Tschechischen Sozialdemokratischen Partei), Jörg Nürnberger MdB, Vladimír Špidla (MdEP a.D. und ehemaliger tschechischer Ministerpräsident ) und Tomáš Petříček (stellver. Parteivorsitzender der ČSSD und Ex-Außenminister).

 

Demokratie in Europa - Kampf um das Egerer Volkshaus 1938

Gedenkveranstaltung mit deutschen und tschechischen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten am Balthasar-Neumann-Platz

Die zweite Station der Exkursion anlässlich des Frühjahrsseminars 2023 führte nach Cheb/Eger. Hier trafen sich deutsche und tschechischen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten zu einer kleinen Feierstunde am ehemaligen Volkshaus. Neben lobenden Worten für die Verteidiger der Demokratie wurden Blumen an der Gedenktafel niedergelegt.

Seit Hitlers „Machtergreifung“, im Jahre 1933, waren die Egerer Sozialdemokraten immer mehr in Bedrängnis geraten, denn die Henlein-Bewegung hatte zahlreiche Anhänger gefunden. Dennoch wagte die „Republikanische Wehr“ der Sozialdemokraten am 1. Mai 1938 ein öffentliches Bekenntnis der Loyalität zum Staate. Sie veranstaltete einen großen Demonstrationsumzug durch die Stadt – unter der tschechoslowakischen Fahne.

Als Hitler, am 12. September 1938, am „Reichsparteitag“ in Nürnberg, unter offener Androhung von Krieg den „Anschluss des Sudentenlandes“ forderte, hatten in Eger viele Anhänger Hitlers ihre Fenster weit geöffnet und die Radiogeräte auf höchste Lautstärke gestellt. Als die Rede beendet war, versuchten etwa 300 bis 400 Mitglieder der Henlein-Bewegung das „Volkshaus“, den Sitz der Sozialdemokratischen Partei, zu stürmen. Es wurden sämtliche Fensterscheiben eingeworfen und der Schaukasten zerstört. Die 100 im Haus verbarrikadierten Sozialdemokraten konnte Schlimmeres verhindern, bis endlich, nach etwa einer Stunde, die Gendarmerie eintraf und diesen Angriffen ein Ende setzte.

An den mutigen Kampf und das Eintreten für Demokratie – auch angesichts aktueller Herausforderungen – erinnerten tschechische und deutsche Sozialdemokratinnen- und demokraten gemeinsam mit einer Besuchergruppe der Seliger-Gemeinde am 29.04.2023, in Cheb/Eger. Bei der Gedenkveranstaltung im Hinterhof des Volkshauses in Cheb sprachen u.a. Helena Päßler (Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde), Daniela Ostrá (stellv. Vorsitzende der Tschechischen Sozialdemokratischen Partei), Matthias Dornhuber (stellv. Vorsitzender der SPD Bayern) und Patrik Eichler (Direktor der Demokratischen Masaryk-Akademie).

Päßler erinnerte in ihren Worten besonders an die Geschichte von 1938 und den Umgang mit der Sudetendeutschen Minderheit in der Tschechoslowakischen Republik und wie sich damals bereits Sozialdemokraten dafür einsetzen, den Staat gemeinsam zu gestalten. Dabei erinnerte sie aber auch daran, dass viele Sudetendeutsche mangels Alternativen in den 30er Jahren nur deutsches Radio und deutsche Propaganda hörten und sich die Sudetendeutsche Partei dementsprechend recht schnell der Ideologie der Nationalsozialisten im Dritten Reich anschloss. Die Geschichte der mutigen Kämpfer in Eger/Cheb, die die damaligen Entwicklungen nicht einfach hinnahmen, sondern sich wehrten, könne heute noch immer Mut machen, so die Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde.

Daniela Ostrá wies in ihrem Gedenken auf die große Bedeutung der deutsch-tschechischen Beziehungen hin: Damals brauchten die (Sudeten)-deutschen Sozialdemokraten Verbündete auf tschechischer Seite und später unterstützen deutsche Sozialdemokraten die tschechische Seite beim Aufbau nach 1990.

Matthias Dornhuber stellte in seiner Rede vor dem ehemaligen Volkshaus fest: Den Kämpfenden von 1938, die mit allen Mitteln die Demokratie verteidigt haben, schulden wir heute etwas. Es sei daher heute wie damals Aufgabe (sozial)-demokratischer Kräfte, sich für eine starke und lebhafte Demokratie einzusetzen.

Auch Patrik Eichler bestätigte: Deutsch-tschechische Beziehungen und der Einsatz für Demokratie, Solidarität und Gerechtigkeit sind heute immer noch wichtig. So würden die Werte der sozialen Demokratie auch 2023 aktuellen Herausforderungen standhalten müssen.

Alle Redenden sprachen dabei vor dem Banner von Franz Lippert (1905-2001), einem Teil der Ausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer“ in der die Lebenswege sudetendeutscher Sozialdemokraten vorgestellt werden. So eben auch von Franz Lippert, der zu der Gruppe der Republikanischen Wehr unter Leitung des Sozialdemokraten Emil Köferl (1907-1963) gehörte, die das Egerer Volkshaus gegen eine Meute sudetendeutscher Nationalsozialisten verteidigte. Er gelangte später über Polen nach England, wo er sich der Tschechoslowakischen Auslandsarmee anschloss und bei Kriegsende vor Dünkirchen kämpfte. Nach dem Krieg kehrte er mit seiner Frau nach Eger zurück, wo er bis zu seinem Tod 2001 lebte.

 
 

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