
Die Seliger-Gemeinde beim zehnten Versöhnungsmarsch in Brünn/Brno
Es hat sich schon zur lieb gewordenen Tradition entwickelt, dass die Seliger-Gemeinde beim Brünner Versöhnungsmarsch dabei ist und sich mit einem Infostand präsentiert. Auch beim 10. Jubiläum dieses Jahr haben sich die Organisatoren wieder etwas Besonderes ausgedacht. Neben dem obligatorischen Bücherangebot zu zeitgenössischer deutsch-tschechischer Literatur lud die Seliger-Gemeinde mit ihrem Mitmachspiel alle „Unterstützer_innen der Demokratie“ ein.
Als Geste der Versöhnung und als Zeichen, dass Brünn seine ehemaligen Mitbürger willkommen heißt, führt seit 2015 die Strecke von Pohrlitz wieder zurück nach Brünn ins Augustinerkloster. Monika Feist und Christoph Krumpholz starteten mit vielen anderen in Pohrlitz ihren Marsch. Auch unser Mitglied Sieglinde Wisniewski aus Augsburg war dabei. Die Seliger-Gemeinde-Bundesvorsitzende Christa Naaß hat entschieden dazu beigetragen, dass der Regierungsbezirk Mittelfranken 2023 eine Partnerschaft mit Südmähren geschlossen hat. Auch sie ließ es sich nicht nehmen, in Pohrlitz dabei zu sein.
Mittlerweile bereitete Bundesgeschäftsführer Rainer Pasta den Ausstellungsstand vor und informierte die Wartenden im Augustiner-Garten über die Ziele der Seliger-Gemeinde. Hilfreich waren dabei das Mitmachspiel und die Torwand-Kicker zur Fußball-EM, die viele Neugierige, aber auch alte Bekannte anlockten. Besonders freute es Pasta, eine Gruppe junger Geschichtslehrer_innen aus Baden-Württemberg über die Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie und die Begebenheiten in Brünn zu informieren. Christoph Krumpholz präsentierte auf seinem Büchertisch dieses Jahr zeitgenössische deutsch-tschechischer Literatur jüdischer Autorinnen und Autoren, was wieder viele interessierte Literaturfreunde anlockte.


Abschlusskundgebung im Klostergarten
Aus der Rede von Botschafter Andreas Künne: „Dieser Versöhnungsmarsch symbolisiert wie keine andere Veranstaltung die deutsch-tschechische Verständigung und zeigt, wie weit wir auf dem Weg zur deutsch-tschechischen Versöhnung sind“. Der Versöhnungsmarsch erinnere an Verbrechen, „die immer noch viel zu oft vergessen werden“, und zwar „ausschließlich deswegen, weil diese Menschen Deutsche waren“, so Künne.
Aus der Rede von Bildungsminister Mikuláš Bek: „Ich bin sehr glücklich, was uns in den vergangenen Jahren gelungen ist und welche Fortschritte wir erzielt haben. Ichmöchte mich allen, die dazu beigetragen haben, für den Mut bedanken.“
Schließlich trafen sich Bundesvorsitzende Christa Naaß und Dr. Mojmír Jeřábek vom Begegnungszentrum Brünn am Stand mit Geschäftsführer Rainer Pasta, um ein vorbereitendes Gespräch zum geplanten Festakt „125 Jahre Brünner Nationalitätenprogramm“ zu führen.


Auch dieses Jahr fand im Rahmen des Brünner Festivals „Meeting Brno“ ein Gedenkakt am Kaunitz-Kolleg/Kounicovy koleje statt. Während der Protektoratszeit war das Studentenwohnheim von 1939 bis 1945 ein Internierungs- und Straflager der Gestapo. Auch an die unschuldigen deutschen Opfer nach Ende des Weltkrieges sollte mit diesem Akt am Sonntagmorgen erinnert werden. Seit 1978 ist dieser Ort ein „Nationales Kulturdenkmal“.