Frühjahrsseminar 2023

Veröffentlicht am 14.05.2023 in Allgemein

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Im Gespräch mit Tilmann Schwenke, stellvertretendem Bundesvorsitzenden der NaturFreunde Deutschland

 

Klima retten – Politik machen

„Wir können was zum Positiven verändern!“ - aktuell: Friedenswanderung von Straßburg nach Theresienstadt

Dass die Seliger-Gemeinde mit ihrem Thema „Klima retten – Politik machen“ nicht falsch lag, bestätigten die Grußworte von Landrat Peter Berek und MdL Klaus Adelt, die im Vorfeld die aktuelle Situation im Fichtelgebirge darstellten: „Die Fichte verabschiedet sich aus der Region, es herrscht – trotz gefühltem Dauerregen Trockenheit und die Grundwasservorkommen im Fichtelgebirge hätten allein bis 2018 rund 15 Prozent verloren – der aktuelle Stand ist noch nicht bekannt. Was früher der „saure Regen“ war, ist heute die Trockenheit. Stellenweiße brachen die Fichtenbestände binnen 4-6 Wochen völlig zusammen!“

Mit dem letzten Beitrag unseres Frühjahrsseminars widmet sich die Seliger-Gemeinde den NaturFreunden Deutschlands. Die NaturFreunde sind seit jeher eng verbunden mit der sudetendeutschen Sozialdemokratie und gehören seit jeher zur „sozialdemokratischen Familie“ – auch wenn dies nicht mehr jedem bewusst ist.

Anfangs stellte Tilamnn Schwenke die NaturFreunde vor. Der internationaltätige Verband habe rund 70.000 Mitglieder in Deutschland und rund 400 NaturFreunde-Häuser, die Mitgliedsbeiträge seien mit drei Nächten im Naturfreundehaus bereits wieder hereingeholt, so die Werbebotschaft Schwenkes. „Naturfreund ist jeder – die NaturFreunde aber sind ein gesellschaftspolitischer Verband der Umwelt, Soziales und Gesellschaft in Einklang bringen will“, so Schwenke weiter. Es gehe um realistische Perspektiven und Lösungen die (Berg-)Arbeitern und Handwerkern und nicht Wissenschaftlern weiterhelfen. Für die NaturFreunde gehöre neben der Umwelt auch der Sport und die Kultur ins Portfolio. Wandern, Bergsteigen und Klettern – aber ohne Leistungsdruck bedeute den NaturFreunden viel. Das“ soziale Wandern“ bedeute Spaß, neue Leute kennenlernen und die Landschaft erfahren. Dies sei auch Grundidee der NaturFreunde gewesen: raus aus der Stadt, rein in die Landschaft und in die Berge. Der Wahlspruch „Berg frei“ werde immer mehr zum „Welt frei“ und lokal zum Beispiel zu „Seen frei“ um die Problematik vor Ort – hier in Mecklenburg-Vorpommern oder am Starnberger See auf den Punkt zu bringen. Eine weitere Kampagne seien die kleinen Flüsse in der Auslobung der Landesverbände mit „Flusslandschaft des Jahres“.

Schwenke erteilte den Bestrebungen, zur Besucherlenkung Eintritt für Erholungsgebiete zu erheben, eine deutliche Absage: „Dann können es sich nur wieder die Reichen leisten – und wo bleibt der Rest!?“ Andererseits böte eine Beschränkung des Zugangs zu überlasteten Gebieten eine Chance für weniger bekannte Gebiete wie etwa seine Heimatregion, die Lausitz.

„Menschen retten – Politik machen“

Zum Thema „Klima retten – Politik machen“ erklärte Tilmann Schwenke, dass es besser heißen müsste „Menschen retten – Politik machen“, denn das Klima würde eine Temperaturerhöhung sicher verkraften – nur wir Menschen würden das wohl nicht überleben. Außerdem so Schwenke sei dies ja keine neue Erkenntnis, da schon der „Club of Rome“ bereits 1970 diese Probleme aufgegriffen habe und seitdem nicht viel geschehen sei. Wenn wir nicht alle schnellstens beginnen „vernünftig“ zu leben, wären nicht 2°C-Erhöhung sondern bis zu 6°C-Erhöhung wahrscheinlich – was unser sicheres Ende bedeuten würde!

Tilmann Schwenke sieht aber nicht alles als hoffnungslos an. „Wir können was zum Positiven verändern!“ Er erinnerte an die Verbesserung der Luft, Wasser- und Bodenqualität seit der Wende. Das Problem des „sauren Regens“ hätten wir in kurzer Zeit behoben“, so Schwenke.

Auch zum Thema Atomkraftwerke hätten die Naturfreunde eine klare Position: „Wenn die Stromeinsparung der öffentlichen Hand durch Abschalten von Gebäudebeleuchtung rund vier Prozent Einsparung bringen, dann sind die sechs Prozent, die die Atomkraftwerke lieferten, unbedeutend. Wenn wir die Erneuerbaren weiter ausbauen, brauchen wir keinen Kohlestrom und kein Fracking-Gas aus USA“, so Schwenke.

Eine klare Absage erteilte Schwenke auch dem Individualverkehr – ob mit fossilen Brennstoffen oder als e-Auto! Der bedingungslose Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sei hier der Schlüssel, so der Referent weiter: „Jedes Jahr ein neuer Tesla und dafür Autofabriken in Problemgebieten ist nicht die Lösung“!

Problemfeld „Umweltschutz <=> Naturschutz“

Abschließend zeigte Schwenke das Problemfeld „Umweltschutz ó Naturschutz“ auf.  Das gegeneinander Ausspielen wie beim Bahnreparaturwerk in Nürnberg sei nicht zielführend. Und solange nicht auf allen öffentlichen Gebäuden Solarpanelle hingen, solange sollte es Solaranagen oder Windräder in Naturschutzgebieten nicht geben. Andererseits warum sollten Menschen gegen Windräder sein, wenn deren Ertrag ihrer Kommune und damit ihnen selbst zu Gute käme?

Eine Lanze brach Schwenke für die Jugend, die sich sowohl bei „Fridays for future“ als auch bei der „letzten Generation“ endlich aktiv politisch betätigten. Wie lange wurde ihnen Teilnahmslosigkeit vorgeworfen. Hatte man den Schulausfall wegen der Freitagsdemonstrationen – und nur deswegen – verteufelt, so seien es jetzt die Verkehrsbehinderungen durch die „Klima-Kleber“. Hier würden die Medien die Situation aufheizen und Gerichte sehr unterschiedlich (Bayern!) agieren. Dass das Klimaschutzgesetz z.T. verfassungswidrig – weil zu lasch formuliert – sei, interessiere hierbei niemanden. Wohl erst in zehn Jahren würden höchstrichterliche Entscheidungen klären, wer im Recht sei.

Hoffnung und Motivation für die Zukunft

Für Tilmann Schwenke ist die Klimakrise ein gesamtgesellschaftliches Problem. Für ihn bestehe Hoffnung und Motivation für die Zukunft, wenn es gelänge, die Interessenskonflikte zusammenzuführen – und dafür stünden die NaturFreunde! Das Ende des Ukrainekonflikts mit unbezifferbaren Umweltschäden statt anhaltender Kämpfe, das Ende der Silvesterknallerei statt kurzfristiges Vergnügen, Urlaub in Deutschland und unseren Nachbarländern statt Reisen in die ganze Welt, ÖPNV nicht nur in der Stadt sondern auch auf dem flachen Land….“und wenn dann Klima- und Umweltschutz auch noch Spaß machen, dann klappt das“, zeigte sich Schwenke überzeugt.

In der abschließenden Diskussion, kam das Gespräch auf die Friedenswanderung der NaturFreunde 2023 von Straßburg nach Theresienstadt. Tilmann Schwenke berichtete, dass die Initiative „Frieden in Bewegung“ dieses Mal grenzüberschreitend von West nach Ost wandern wird und am 26. April 2023 startete. Vom Europaparlament in Straßburg (F), führt die Wanderung über Saarbrücken, Mannheim, Würzburg, Bamberg, Nürnberg, Plauen, Chemnitz sowie Dresden bis zum früheren Konzentrationslager Theresienstadt (CZ). Auch bei dieser Friedenswanderung werde es ein breites Programm geben mit Kundgebungen, Führungen, Empfängen und zahlreichen Abendveranstaltungen.1

Friedenswanderung von Straßburg nach Theresienstadt

Die NaturFreunde setzten sich für eine sofortige Beendigung aller Kampfhandlungen ein und werben für Verhandlungen und die Schaffung einer europäischen Friedensarchitektur. Nur eine neue Entspannungspolitik könne einen langfristigen Frieden schaffen. In unserer zusammengewachsenen Welt könnten die Klimakrise nur gemeinsam gelöst, die Ökosysteme nur gemeinsam geschützt und die Armut nur gemeinsam überwunden werden.  Mit Frieden in Bewegung 2023 suchten die NaturFreunde den Austausch, um aktuelle Konflikte zu diskutieren und wollen dabei Lösungen erarbeiten, die zeigten, dass Frieden und Abrüstung möglich seien. Die NaturFreunde rufen alle Friedensaktiven auf, sich an der großen Friedenswanderung zu beteiligen.

Der weitere Verlauf der Friedenswanderung:

Am 14. und 15. Mai wird „Frieden in Bewegung“ Halt in Mannheim machen und mit einem großen Friedenstag am 15. Mai auf der Hauptbühne der BUGA ein buntes Programm bieten. Die Friedenswanderung wird anschließend voraussichtlich am 3. und 4. Juni in Bamberg, sowie an den zwei Tagen danach in Nürnberg Station machen mit einem geplanten Besuch des Reichsparteitagsgeländes und des Friedensmuseums. Weitere geplante Stationen der Friedenswanderung sind Plauen am 17. und 18. Juni, Chemnitz am 21. Juni sowie Dresden am 1. und 2. Juli 2023. Von dort soll unser Ziel Theresienstadt in Tschechien angesteuert werden. Hier wird die Gruppe durch die tschechischen NaturFreunde unterstützt. Mit der Gedenkstätte des ehemaligen KZ in Theresienstadt wurde ein friedenspolitisch wichtiger Zielpunkt bestimmt.

 
 

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