Abendschule 11.7.2022: Fake-News 1920/30

Veröffentlicht am 15.07.2022 in Allgemein

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Falschnachrichten, Nachrede und Hassäußerungen zu Zeiten der sudetendeutschen Sozialdemokratie

Im Rahmen des vierten Teils der seliger-online-Reihe konnte Dr. Thomas Oellermann am 11. Juli 2022 einen weiteren Beitrag zur Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie präsentieren. In der „Abendschule“ widmete er sich aus aktuellem Anlass der Frage, wie Fakenews zu Zeiten der sudetendeutschen Sozialdemokratie die öffentliche Meinung beeinflussten.

 

Es mag unglaublich klingen, aber solch besorgniserregende Phänomene wie Falschnachrichten, Nachrede und Hassäußerungen hat es auch schon zu Zeiten der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit gegeben.

Auch hier gab es Falschnachrichten sowie üble Nachrede und Beleidigungen. Etwas, was sich über viele Jahre hielt, war der so genannte Bonzenvorwurf. Die Arbeiterbewegung war natürlich ursprünglich eine Bewegung der Arbeitenden. Schnell fanden aber auch Intellektuelle und Berufsgruppen wie Ärzte und Rechtsanwälte den Weg in die Sozialdemokratie. Es entstand eine Gruppe von Funktionären, Redakteuren und Sekretären, die besser gestellt waren als die Mitglieder und Anhänger der Bewegung. Die Gegner der Sozialdemokratie bezeichneten diese Kreise dann gerne als Bonzen, die von den einfachen Mitgliedern leben würden. Da es unter den führenden Sozialdemokraten auch zahlreiche Jüdinnen und Juden gab, schwang hier auch immer ein antisemitischer Unterton mit.

Üble Nachrede gab es aber auch innerhalb der Sozialdemokratie. Hiervon zeugen vor allem die Zeitungen der unterschiedlichen Gewerkschaftsverbände. Hier finden sich immer wieder abgedruckte Widerrufe bzw. Entschuldigungen. Ein Mitglied wurde so verpflichtet, sich bei einem anderen Mitglied oder Funktionär dafür zu entschuldigen, über diesen die Unwahrheit gesagt zu haben. Gerade in den Gewerkschaften gab es immer wieder Unmut über geleistete Unterstützungszahlungen durch die Gewerkschaften. Vermeintlich benachteiligte Mitglieder ließen sich dann immer mal wieder hinreißen zu Beleidigungen und Schmutzkampagnen.

Sozialdemokratische Zeitungen der Zwischenkriegszeit zeugen aber auch von den Falschnachrichten dieser Zeit. Immer wieder liest man dort spektakuläre aber aus heutiger Zeit kaum vorstellbare Phänomene und Ereignisse. Zeitungen der damaligen Zeit konnten zum einen gar nicht den Wahrheitsgehalt aller Nachrichten überprüfen, wollten zum anderen aber gerade auch solche Meldungen, denn die Leserschaft der Zeit hatte eine gewisse Vorliebe zum Boulevard bzw. zu Sensationsnachrichten.

In den 1930er Jahren lässt sich dann darüber hinaus ein Informationskrieg erkennen. Nationalsozialisten und Faschisten versuchten die Weltöffentlichkeit mit Falschnachrichten zu beeinflussen. Sichtbar wurde dies vor allem beim Spanischen Bürgerkrieg, einer kriegerischen Auseinandersetzung, die medial von beiden Seiten umfassend abgedeckt wurde, was es so bislang kaum gegeben hatte.

Letztlich wurde aber auch die sudetendeutsche Sozialdemokratie zum Opfer solcher Falschnachrichten. Im September 1938 löste die Sudetendeutsche Partei im Sudetenland Unruhen aus, die sich gerade auch gegen Sozialdemokraten und ihre Familien richteten. Die sozialdemokratische Selbstschutzorganisation Republikanische Wehr versuchte, Menschen zu schützen und war zugleich bemüht, in Zusammenarbeit mit Polizei und Armee die Ordnung aufrechtzuerhalten. Diese Rolle machte sie zu einem Zielobjekt nationalsozialistischer Propaganda. So berichteten Tageszeitungen aus Deutschland und dem angeschlossenen Österreich von Gräueltaten der Republikanischen Wehr gegen die sudetendeutsche Bevölkerung. Diese unsägliche Propaganda trieb unglaubliche Blüten, als zum Beispiel auch behauptet wurde, die Wehr habe an einem Ort Menschen in einen Saal gedrängt, um sie dort zu vergasen. Dass Nazis wenige Jahre vor Beginn des Holocausts ihren Gegnern die Vergasung von Menschen vorwerfen, zeigt wie perfide Propaganda arbeitet.  

 

Gerne stellen wir Ihnen die Abendschule vom 11. Juli 2022 auch als Hör-Beitrag zur Verfügung!

 
 

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